Schulung „Konsumreduktionsprogramme im ambulanten Bereich“

Im April bietet die Quest Akademie (Heidelberg) in der NOA eine Schulung zur Durchführung von „Konsumreduktionsprogrammen im ambulanten Bereich“ an. Die Schulung vermittelt die Kompetenz zur Durchführung folgender Programme:

  • ambulantes Gruppenprogramm zum kontrollierten Trinken (AkT)
  • ambulantes Einzelprogramm zum kontrollierten Trinken (EkT)
  • WALK (Wohnungslosigkeit und Alkohol)
  • KISS (kontrollierter Konsum illegaler Substanzen)

Ausgangssituation:

Für einen Teil der Konsument*innen ist der Verzicht auf Alkohol, Zigaretten oder illegale Substanzen nicht erreichbar bzw. kein realistisches Ziel. Vielmehr besteht häufig der Wunsch und Vorsatz nach einer Behandlung/Therapie in irgendeiner Weise weiter zu konsumieren. Der Umgang mit Wünschen oder Vorsätzen der Klienten, legale bzw. illegale Drogen kontrolliert zu konsumieren, ist in der Behandlung und Beratung bislang nur unzureichend gelöst. Zum einen stellt sich bei näherem Besehen meistens heraus, dass die Vorstellungen von Konsument*innen, »maßvoll« oder »kontrolliert« mit legalen/illegalen Drogen umzugehen, sehr diffus sind. Zum anderen kommt hinzu, dass viele Fachkräfte ihren Umgang mit Konsumwünschen der Klienten als auch das Behandlungsangebot als unzureichend erleben. An diesem Faktum ansetzend, wurden die Programme zum kontrollierten Trinken (kT) und KISS für den kontrollierten Konsum illegaler Substanzen entwickelt. kT und KISS nehmen die Motivation von Konsument*innen auf, die änderungs-, aber nicht abstinenzbereit sind. Diese Programme sind zieloffen und die Teilnahme freiwillig. Jeder Teilnehmende entscheidet selbst, welche Ziele (Abstinenz oder reduzierter, kontrollierter Konsum) und in welchem Tempo erreicht werden sollen. Die Konsumkontrollprogramme sind verhaltenstherapeutische Selbstmanagementprogramme zur gezielten Reduktion des Konsums legaler und illegaler Substanzen, welche in Geist und Methodik auf den Basisfertigkeiten von Motivational Interviewing gründen und Abstinenz nicht aus-, sondern einschließen. Die mit den Programmen verbundene »zieloffene« Herangehensweise wird als sehr effektiv erlebt: mit den Konsumreduktionsprogrammen wird der »Motor der Veränderung« leichter angeworfen und Klienten, die ohne dieses Angebot nichts gemacht hätten, beginnen sich mit ihrem Konsum auseinanderzusetzen und diesen auch zu reduzieren. Die Zieloffenheit der Programme hat dabei auch immer die Abstinenz im Blickfeld. In der Praxis zeigt sich, dass die zugelassene Wahlfreiheit die Attraktivität des Abstinenzgedankens sogar erhöht. Die Programme kT (www.kiss-heidelberg.de) und KISS (www.kontrolliertes-trinken.de) stellen eine wichtige Angebotserweiterung dar und gehören mittlerweile in vielen Einrichtungen im deutschsprachigen Raum zum festen Bestandteil des Angebots. Ziel der Programme ist es, Klienten darin zu unterstützen, ihren Konsum einzuschränken oder gegebenenfalls ganz einzustellen. Übergeordnete Ziele sind dabei:

  • Verbesserung der Lebensqualität
  • Bewusstmachung des Umgangs mit psychoaktiven Substanzen
  • Stärkung der Änderungsmotivation
  • Aufbau von Selbstmanagementfertigkeiten zur Konsumreduktion/-beendigung

Die Programme besitzen eine klare Programmstruktur entsprechend verhaltenstherapeutischer Selbstmanagementprogramme und sind zugleich prozessoffen. Sie bestehen aus 2-3 Vorgesprächen und 10 bzw. 12 strukturierten Sitzungen, in denen die zentralen Themen erarbeitet werden.

Die Schulung

Die Schulung vermittelt die Kompetenz die beschriebenen Programme durchzuführen sowie die Betroffenen bei der Bearbeitung des 10-Schritte-Programms zum selbstständigen Erlernen des kontrollierten Trinkens zu begleiten. Inhalte Die Schulung besteht aus zwei jeweils dreitägigen, aufeinander abgestimmten Abschnitten: Folgende Themen werden in den beiden ersten Abschnitten bearbeitet:

  • Überblick über den Ansatz des kontrollierten Konsums – Theorie und Forschung
  • Einführung und Grundlagen in Motivational Interviewing (MI) für die Umsetzung von Konsumreduktionsprogrammen
  • Übersicht und Übungen zur Durchführung der Gruppenprogramme
  • Vernetzung ambulanter und stationärer Angebote
  • Überblick über erforderliche Moderationskompetenzen in Gruppen und Anwendung von Visualisierungstechniken (z.B. Flip Chart, Metaplanwand…)
  • Übersicht und Übungen zur Durchführung als Einzelprogramm
  • Diagnostik in den Konsumreduktionsprogrammen
  • Umgang mit schwierigen Gruppensituationen
  • Evaluation und Qualitätsmanagement der Programme
  • Implementierung der Programme / Praxistransfer / Öffentlichkeitsarbeit

Didaktik

Es kommen unterschiedliche Methoden zum Einsatz: Kurzvorträge Übungen in Kleingruppen, Rollenspiele u.a.m. Das Einüben der Programmumsetzung steht im Vordergrund.

Materialien/Copyright

Die Basis für die Durchführung der Programme stellen umfangreiche Arbeitsmaterialien (z. B. Trainermanuale, TeilnehmerInnen-Handbücher, Diagnostik-Leitfaden) dar. Die Arbeit mit diesen Materialien wird im Ausbildungsseminar erläutert und systematisch eingeübt. Die Arbeitsmaterialien bieten einen sicheren »roten Faden« und ein Nachschlagewerk für die spätere Arbeit mit den Programmen.

Termine

Teil 1: 27.-29. April 2020 (Mo-Mi)

Teil 2: 22.-24. Juni 2020 (Mo-Mi)